
Wettervorhersage
Saalfeld - Rudolstadt
SXEU31 DWAV 160800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.06.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wa (West antizyklonal) mit Tendenz zu NWa (Nordwest antizyklonal)
Luftmassenwechsel nach heißem und schwülem Gewitterwochenende erfolgt -
gemäßigter, aber nicht unsommerlicher Wochenstart.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... startet der meteorologische Sommer 2025 in seine dritte Woche. Nach
dem vielerorts heißen, teils schwülen und sehr gewitterreichen Wochenende stehen
uns nun erstmal ein paar ruhige Tage ins Haus, an denen ein Ableger des
Azorenhochs den Hut aufhat. Hundert Prozent antizyklonal läuft der Laden aber
nicht, vor allem der Norden und Nordosten stehen ein wenig am Rande der Bande,
was diese Regionen anfällig für leichte Störungen macht. Doch eins nach dem
anderen.
Heute früh ist der am Wochenende begonnene Luftmassenwechsel vollendet -
arrivederci (Sub)Tropikluft, salve gemäßigte Atlantikluft. Die schlingernde,
mehrfach wellende Kaltfront des inzwischen über Mittelskandinavien angekommenen
Tiefs XHEVAT ist so gut wie durch (am frühen Morgen noch Reste im südöstlichen
Bayern), der nachfolgende Höhentrog noch nicht. Er hats nicht besonders eilig,
kann aber nicht mehr viel ausrichten, weil er quasi von zwei Potenzialrücken in
die Zange genommen wird. "Rechts" das das Vorläufermodell über dem östlichen
Mitteleuropa, "links" das nachrückende System vom nahen Atlantik. Kurzum, der
Trog tropft in seiner Not im Tagesverlauf ab. Das Cut-Off-Tief peilt die Alpen
an, das Residuum passiert NO-Deutschland gen Polen und Ostsee.
Im Bodendruckfeld sind die Verhältnisse schon etwas "weiter", sprich
antizyklonaler. Mit der postfrontalen KLA ist der Druck bereits mächtig
angestiegen, was sich in einem breiten, zonal exponierten Hochkeil
widerspiegelt, der sich Stück für Stück weiter nach Osten vorbohrt. Das Zentrum
des Hochs (der Gruß geht an dieser Stelle an alle YVONNEs) befindet sich mit
rund 1030 hPa knapp westlich des Ärmelkanals. Nicht verwunderlich also, dass die
Bewölkung im Westen und Nordwesten am frühen Morgen schon reichlich Himmelssicht
freigegeben hat. Anders die Situation in der Osthälfte und im Süden, wo noch die
Nachwehen der Front respektive die Restwirkung des abtropfenden Troges zu spüren
sind. Viele Wolken, hier und da noch etwas Regen, in Ostsachsen auch etwas mehr.
Im Laufe des Tages setzt zwar allmählich Absinken ein, was aber noch nicht
reichen wird, die vorhandenen Wolken zu tilgen. Zwischen 750 und 800 hPa
etabliert sich eine Inversion, unter der noch genügend Feuchte "gefangen´" ist,
um einen gewissen Wolkenstandard zu halten. Teilweise bilden sich aus der
labilen Grundschicht heraus Quellungen, aus denen ganz vereinzelt sogar ein
schwacher Schauer erwachsen kann. Außerdem befindet sich über der Nordsee ein
ausgedehntes Wolkenfeld, das mit dem West-Nordwestwind Kurs auf die Küsten SHs
und NDSs nimmt bzw. diese bereits erreicht hat und dort für Mindereinnahmen bei
der direkten Solarstrahlung sorgt. Die größte Sonnenausbeute im landesweiten
Vergleich darf heute im Südwesten erwartet werden.
Apropos Wind, zwischen dem expandierenden Hochkeil und dem nur langsam gen
Bottenbusen abziehenden Tief hält sich im Nordosten ein solider Gradient, der
nur langsam abgebaut wird. Vor allem an der Ostsee resultiert daraus ein
spürbarer "West-Nordwest" der in Vorpommern auch mal Stärke 6-7 Bft erreichen
kann. Für eine Warnung ist das aber zu wenig. Gleiches gilt für das Erzgebirge,
wo aktuell noch Low-Level-Effekt aktiv sind. Die Temperatur erreicht in der
frisch eingeflossenen Meeresluft (T850 6 bis 9°C) Höchstwerte zwischen 20 und
24°C, am Rhein und Umgebung bis zu 26°C, direkt an der Nordsee knapp unter 20°C.
In der Nacht zum Dienstag erreicht das Cut-Off-Tief Norditalien und das
Trogresiduum die baltischen Staaten. Den freiwerdenden Platz nimmt ein Keil des
o.e. Rückens vom nahen Atlantik ein, der das Absinken forciert und gleichzeitig
den Bodenkeil kräftigt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen bildet sich die
Tagesbewölkung zurück respektive löst sich ganz auf. Nur im äußersten Norden und
Nordosten am Rande des Keils hält sich gebietsweise dichteres Gewölk und auch
direkt an den Alpen gehen einige Wolken in den Übernachtungsmodus über. Im
großen Areal dazwischen bilden sich in der noch nicht gänzlich abgetrockneten
Grundschicht einige flache Nebelfelder. Die Luft kühlt auf 14 bis 7°C ab, also
Fenster auf und durchlüften.
Dienstag... steht im Zeichen der zonal ausgerichteten Hochdruckzone YVONNE,
deren Divergenzachse genau über die Mitte des Landes verläuft. Nördlich davon
ziehen mit westlichen Winden Wolkenfelder durch oder es bilden sich Quellwolken,
so dass es zeit- und gebietsweise auch mal stärker bewölkt ist. Regen fällt aber
keiner. Über Mittag legt der Wind an der nordfriesischen Küste vorübergehend
etwas zu, was in einzelne 7er-Böen münden kann, wahrscheinlich aber nicht
gewarnt wird. In der Mitte und im Süden scheint abgesehen von einigen
tagesgangbedingten, flachen Cum hum (Inversion um 800 hPa) die Sonne. Die
Temperatur steigt nicht nur auf 850 hPa (9 bis 13°C), auch weiter unten geht´s
wieder bergauf. 24 bis 29°C lautet die Spanne, nur ganz im Norden wird es nicht
ganz so warm.
In der Nacht zum Mittwoch flacht der zonale Höhenrücken ab, was den Norden in
die Nähe der Frontalzone bringt. Auch der Bodenkeil schwächelt ein wenig bzw.
zieht sich geringfügig nach Süden zurück. Das macht den Weg frei für die
Kaltfront eines kleinen Randtiefs, das von der Norwegischen See her
Mittelskandinavien ostwärts passiert. Die Front erreicht in der zweiten
Nachthälfte das norddeutsche Küstengebiet, wo am frühen Morgen sogar ein paar
Tropfen Regen fallen. Je weiter Richtung Mitte und Süden, desto weniger Wolken,
vielfach geht die Nacht klar über die Bühne, einige flache Nebelfelder
inklusive. Tiefsttemperatur 17 bis 10°C, im Süden und Südosten gebietsweise 10
bis 7°C.
Mittwoch... verbleibt der Norden am südlichen Rand der Frontalzone, die zwischen
Schottland und Südskandinavien einen überaus gut ausgeprägten Jetstreak aufweist
(> 120 Kt auf 300 hPa). Knapp westlich von UK/Irland wölbt sich ein neuer Rücken
auf, der bei uns die Höhenströmung leicht rechtdrehen lässt auf West-Nordwest.
Der Höhenkeil der Vortage wird nach Süden gedrückt, wo er weiterhin mit dem
Bodenkeil korrespondiert. Das eigentliche Hoch legt sein Zentrum über UK/Irland.
Bedeutet für die Südhälfte viel Sonnenschein, garniert mit einigen Quellungen,
die etwa bei 800/750 hPa durch die ausgeprägte Absinkinversion gedeckelt werden.
T850 steigt weiter an auf 12 bis 15°C, was Tageshöchstwerte von 26 bis 31°C zur
Folge hat.
Im Norden dringt die Kaltfront noch etwas landeinwärts voran, was dem äußersten
Norden eine frische Portion subpolarer Meeresluft (mPs; T850 um 7°C) beschert.
Insgesamt präsentiert sich die Szenerie wolkiger als im Süden, zwischen
Deutscher Bucht und Ostvorpommern bzw. dem nördlichen BB fallen hin und wieder
ein paar Tropfen Regen oder Nieselregen. Außerdem wird es nicht so warm bzw.
heiß wie im Süden, wobei diese Aussage genau genommen nur auf alles, was
nördlich einer Linie Papenburg-Bremen-Templin liegt, zutrifft. Dort stehen 20
bis 25°C auf dem Zettel, während sonst 25 bis 28°C erwartet werden.
In der Nacht zum Donnerstag kommt die Kaltfront mit einigen dichteren Wolken mit
bis in die Mitte voran. Nur vereinzelt fällt noch etwas Regen. Rückseitig strömt
nicht nur maritime Polarluft (mP; Rückgang T850 auf 5 bis 2°C) in den Norden,
gleichzeitig steigt von Westen her der Luftdruck. Das verschärft den Gradienten
im Nordosten, wo der der Nordwestwind insbesondere an der Ostsee, bedingt aber
auch an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste soweit auffrischt, dass einige
Böen 7 Bft, exponiert vielleicht sogar 8 Bft auftreten. Die Temperatur geht auf
17 bis 9°C zurück.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle rechnen die beschriebene Entwicklung sehr ähnlich.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann
© Deutscher Wetterdienst